Sehr viele Menschen reagieren allergisch oder mit Blähungen und anderen Symptomen auf Nüsse, Getreide oder Hülsenfrüchte. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Einwichtiger Grund, weshalb diese Lebensmittel nicht gut vertragen werden, ist die enthaltene Phytinsäure.
Was sind Phytine (Phytinsäure) und was ist deren Aufgabe?
Phytine sind sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die vor allem in Hülsenfrüchten, Getreiden, Kernen, Samen und Nüssen vorkommen. Sie sind Enzymblocker und diese Blocker habendie Aufgabe das Keimen der Nüsse / Samen zu verhindern. Diese sollten erst keimen und zu einer Pflanze oder einem Baum heranwachsen, wenn sie ideale Bedingungen haben, also in feuchter Erde liegen. Solange sie am Baum hängen oder auf dem trockenen Boden liegen, dürfen sie nicht keimen.
Somit dienen die Phytine den Nüssen / Samen auch als Speicher für Vitalstoffe wie Phosphor und Mineralien, die für das Wachstum der Pflanze wichtig sind. Sie schützen die Pflanzen zudem vor Fraßfeinden, indem sie die Nährstoffe im Samen / Nuss blockieren.
Wenn z.B. eine Nuss oder ein Samen zu Boden fällt, so entsteht daraus erst eine neue Pflanze, wenn Wasser / Regen dazukommt. Ohne Wasser können Nüsse, Samen, Getreide Jahre gelagert werden, ohne dass sie keimen. Dafür sorgen die Enzym-blockierenden Phytine.
Phytine blockieren die Nährstoff-Aufnahme und erschweren die Verdauung
Phytin-haltige Lebensmittel binden im Darm Mineralstoffe wie Eisen, Zink, Kalzium und Magnesium. Dadurch können diese wichtigen Mineralien nicht in den Körper aufgenommen werden. Phytine können zudem die Verdauungsenzyme Trypsin und Pepsin hemmen, was dazu führt, dass die Aufspaltungen und Verdauung von Proteinen erschwert wird. Deswegen können uns Nüsse schwer im Magen liegen.
Wie sollten Nüsse, Samen, Getreide und Hülsenfrüchte zubereitet werden?
Sobald die Nuss / der Same in Wasser eingeweicht wird, bereitet er sich für die Keimung und das Wachstum vor. Dieser Prozess wird auch Aktivierung genannt, da die wertvollen Nährstoffe und Enzyme freigelegt werden. Das ist essenziell, damit diese beim Verzehr im Darm aufgenommen werden können.
Diese Aktivierung baut die unverträglichen und Nährstoff-hemmenden Phytine ab, und darum geht es hier ja. Dazu kommt, dass der Geschmack, gerade bei Wal- oder Haselnüssen sich stark verbessert und nicht den bitteren und trockenen Nachgeschmack haben. Mit diesem Wissen sollte es klar sein, ab jetzt Nüsse vor dem Genuss immer einzuweichen.
Einweichen und Dauer
Welche Nüsse, Kerne usw. eignen sich für das Einweichen?
Sie müssen immer ohne Schale und nicht geröstet und gesalzen sein.
Je nach Lebensmittel ist die Einweich-Zeit unterschiedlich lang. Einige Nüsse können in der gleichen Schale zusammen eingeweicht werden, andere müssen separat eingeweicht werden, wenn die Einweichdauer viel länger oder kürzer ist. Das Einweichwasser sollte die Nüsse gut bedecken und nach dem Einweichen unbedingt weggeleert werden. Die Nüsse / Hülsenfrüchte usw. dann noch gut abspülen und entweder sofort essen oder weiterverarbeiten oder zum Trocknen hinlegen und später essen.
Eine weitere Möglichkeit ist, die Nüsse bei maximal 42 Grad schonend zu trocknen. Somit sind sie lange lagerfähig und enthalten immer noch die aktivierten Enzyme. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, orientiere dich bei Rohkost-Expertinnen wie Ute Ludwig (Buch: “Dörren in Rohkostqualität”). Gute Rohkost-Dörrautomaten und Beratung bei keimling.ch. Dort kannst du auch Nüsse usw. in Rohkost-Qualität kaufen, wenn du nicht sicher bist, ob die im Supermarkt gekauften Nüsse nicht bereits mit Hitze (z.B. zum Schälen) vorbehandelt wurden
Hier ist eine kleine Auswahl an Einweichzeiten
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Cashewkerne 2 - 4 Std. dann sind sie aktiviert und roh verzehrbar
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Getreide (Hafer usw.) 8 - 12 Std. dann sind sie aktiviert und roh verzehrbar
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Kakaobohnen 6 – 12 Std. dann sind sie aktiviert und roh verzehrbar
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Kichererbsen 8 – 12 Std. danach kochen oder noch 3–4 Tage keimen und roh essen
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Kürbiskerne 4 – 12 Std. dann sind sie aktiviert und roh verzehrbar
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Linsen 8 – 12 Std. danach kochen oder noch 3–5 Tage keimen und roh essen
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Macadamianüsse 6 – 8 Std. dann sind sie aktiviert und roh verzehrbar
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Mandeln 8 – 24 Std. nach 12 Std. Wasser wechseln, dann aktiviert, roh essbar
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Pekannüsse 6 – 12 Std. dann sind sie aktiviert und roh verzehrbar
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Pinienkerne 2 – 8 Std. dann sind sie aktiviert und roh verzehrbar
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Quinoa 2 - 4 Std. danach kochen oder noch 48 Std. keimen und roh essen
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Sesamsamen 2 – 8 Std. dann sind sie aktiviert und roh verzehrbar
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Sonnenblumenkerne 4 – 6 Std. dann sind sie aktiviert und roh verzehrbar
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Walnüsse 8 - 12 Std. dann sind sie aktiviert und roh verzehrbar
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Zedernüsse 2 – 6 Std. dann sind sie aktiviert und roh verzehrbar
Eine ausgiebige Tabelle, geniales Wissen zum Keimen, leckere Rohkost-Rezepte findest du bei Angelika Fürstler, der Sprossen- und Rohkost-Koryphäe. Siehe youtube, website oder Buch: “High Vibe Food”.
Sprossen keimen
Nach der Aktivierung kannst du einige der Pflanzen weiter keimen, bis sie zu Sprossen werden.
Sprossen sind aus meiner Sicht ein Muss in der täglichen Ernährung. Eine Sprosse hat immer das Potenzial einer ganzen Pflanze, eines ganzen Baumes. Und man weiß heute, dass die Vitamine, Mineralien, Spurenelemente usw. Die in einer Pflanze enthalten sind, die höchste Dichte in den ersten Tagen ihres Wachstums hat.
Eine kleine Handvoll Sprossen hat die Nährstoff-Dichte von 1 kg Bio-Gemüse. Der Vitamingehalt nimmt ca. ab dem 8 Tag des Wachstums wieder ab. Darum werden Sprossen in 3-7 Tagen gezogen. Die Dauert ist verschieden, je nach Sprossen-Art. Sie enthalten viel Eisen, Chlorophyll, Vitamine, Mineralien, Spurenelemente aber auch viele Proteine. Dies ist nicht nur für Veganer / Veggies wichtig.
Tolle Infos, Anleitungen, Sprossen-Samen und Sprossengläser bekommst du bei sprossensamen.ch

